Donnerstag, 11. Februar 2016

Sabine Balke und Bernd Koch – Hunde würden Frischfleisch kaufen

Unser zehntes Buch.

Im Untertitel verspricht das kleine Büchlein aus dem BoD Druck „Artgerechte Ernährung für jeden Geschmack und Geldbeutel“. Mit gerade mal 68 Seiten haben die Autoren einen sehr übersichtlichen Text abgeliefert, dem an manchen Stellen ein professionelles Lektorat nicht geschadet hätte. Neben dem ein oder anderen Rechtschreib- und Grammatikfehler fällt dem Leser auch sehr schnell der Tonfall unangenehm auf. Das ganze Buch wirkt wenig vertrauenserweckend, da es bei allem stets im Plauderton bleibt und Sachlichkeit vermissen lässt.
Es ist schön, dass die beiden Autoren ihre Leidenschaft für die Rohfütterung entdeckt haben und diese an die Leserschaft weitergeben wollen. Es beginnt mit einem kurzen Ausflug in die Natur des Hundes, der futtertechnisch eins zu eins mit dem wildlebenden und jagenden Wolf geleichgesetzt wird. Über die Futteraufnahme des Wolfes und die Fressgewohnheiten der einzelnen Beutetiere und was man so in deren Mägen findet, versuchen die Autoren den Bogen zum benötigten Nahrungsspektrum des Hundes zu schlagen. Ein versuch, der eher halbherzig bleibt, mit dem Verweis, dass man später genauer darauf eingehen möchte.
Denn anstatt sich näher mit der Rohfütterung und ihren Vorteilen auseinanderzusetzen, wird zuerst ein alter Kniff angewandt, der nie einen guten Eindruck hinterlässt und dennoch viel zu oft verwendet wird: Die „Konkurrenz“ schlechtmachen.

Die Autoren wenden sich im nächsten Kapitel den Inhaltsstoffen von Fertigfutterherstellern an. Es werden von verschiedenen Futterdosen die Etiketten, Auszüge der Werbehomepages und Preise zitiert und vorgerechnet, wieviel die Fütterung der eigenen beiden Hunde mit diesen Futtermitteln kosten würde. Erst gegen Ende kommt das Thema Rohfütterung wieder leicht in den Vordergrund, allerdings nur im Preisvergleich. Der Autor zählt auf, welche Summen sein privater Metzger für diverse Schlachtteile aufruft. Das ist zwar seitenfüllend, hilft dem Leser aber nicht weiter. Zum einen sind solche Privatvereinbarungen nicht auf den Frischfleischkauf bei anderen Metzgereien generalisierbar, zum anderen hat sich seit Erscheinen des Buches (2011) viel auf dem Markt getan.
Auch der letzte Dorfmetzger in Hinterdupfing hat in der Zwischenzeit Wind davon bekommen, dass man mit den Schlachtabfällen bei Hundehaltern Geld verdienen kann. Die Zeiten in denen man Pansen und Innereien für lau mitnehmen konnte, waren aber auch 2011 schon ziemlich vorbei.

Im nächste Kapitel ist dann das Trockenfutter an der Reihe. Ein kurzer oberflächlicher Abriss, was sich hinter den Inhaltsstoffen verbirgt und wieder die Kostenaufrechnung pro Tag und ein kurzer Abstecher zu Gemüseflocken und Co. Mit Rohfütterung hat das immer noch nichts zu tun, aber da man noch nicht lange gelesen hat, bleibt man als Leser geduldig, bis man sieht, dass ein weiteres Kapitel zum Thema Nassfutter folgt. Erneut wird durchgerechnet und gemutmaßt, wieviel wovon in einer Dose ist und was das alles kostet und wieder das Rechenbeispiel mit dem eigenen Metzger. Wäre man nicht schon auf Seite 40 und hätte damit 2/3 des Buches bereits hinter sich, würde man vermutlich an diesem Punkt genervt aufhören, weil die Argumentation auf der Stelle tritt. Aber da man ohnehin bereits den Großteil des Buches gelesen hat, kann man die paar Seiten auch noch durchhalten. Zum Ende des Kapitels bekommen die Autoren doch noch den Bogen zur Rohfütterung und verweist auf die Möglichkeit auch Rohfutter online in den Shops bestellen zu können.

Um auf die Rechenspielchen zurückzugreifen, die in diesem Buch so beliebt sind, nach über 66,6% des Buches haben wir nun endlich den Punkt erreicht, an dem das im Titel erwähnte Thema endlich behandelt werden soll.

Den Anfang in der Futterlehre macht dabei sofort die Verbotsliste, was nicht in den Napf darf. Es wird lieblos eine Liste hingeklatscht und zu keinem Punkt gibt es auch nur den Ansatz einer Erläuterung, wieso man es dem Hund nicht füttern sollte. Nur bei den Kohlehydratlieferanten wird erneut darauf verwiesen, dass sie in der Hundefütterung unnatürlich und schwer verdaulich seien. Aber was sich hinter dem Verbot von Schweinefleisch, Nachtschattengewächsen oder Zwiebeln steckt, wird mit keiner Silbe erläutert.  Nun endlich geht es los was und wie man füttert. Der Start wird mit Obst und Gemüse gemacht. Doch eine wirkliche Einführung gibt es nicht. Es folgt die erneute Erklärung mit dem Mageninhalt der Beutetiere für die Zerkleinerung der pflanzlichen Futterbestandteile und dazu der übliche Allgemeinplatz vom notwendigen Öl für die Aufnahme der Vitamine. Die Frage, woher im Beutetiermagen das Öl plötzlich kommen sollte, wird nicht gestellt. Ebenso wird nicht auf die Unterschiede der Ölsorten (Stichwort Omega3) eingegangen. Stattdessen gibt es seitenfüllende Fotos von Gemüsewürfeln und geschnittenem Rinderherz. Die abschließende Liste an Obst du Gemüse ist nett gemeint, aber auch hier wird mit keinem Wort etwas Weiterführendes erwähnt, sei es die mögliche Problematik der Säure bei Kiwi oder Orangen, Blähungen bei Kohlsorten oder die Auswirkung der Oxalsäure in Spinat und Roter Beete. Nun endlich geht es an die Kernsubstanz, das Kapitel über die tierischen Bestandteile der Rohfütterung. Immerhin wird hier kurz erwähnt, wieso kein Schweinefleisch verfüttert werden soll. Es folgt eine kurze Abfolge von Fleischsorten, die die Hunde der Autoren fressen, zusammen mit weiteren Fotos, die nicht wirklich Aussagekraft besitzen und nur die Seiten füllen. Den Abschluss bildet wieder eine Liste mit möglichen tierischen Teilen, die man in den Napf geben kann.
Es folgt eine Seite in der Milchprodukte, Öle und sonstiges abgehandelt wird. So kurz und unpräzise, dass jede Zusammenfassung an dieser Stelle mehr erzählen würde, als das Kapitel im Buch. Den Abschluss bilden noch die allgemeine Rechenformel für die Tagesfuttermenge und die Hinweise, dass die Bedarfsmenge individuell schwanken kann. Vermutlich die zwei einzigen Seiten in diesem Buch, auf denen der Leser wirklich etwas über Rohfütterung gelernt hat. Es folgen noch ein paar ungenaue Tagesrezepte und Snacktipps und damit ist das Buch auch schon aus.

Fazit: Es ist schön, dass die beiden Autoren von ihrer neuentdeckten Fütterungsart begeistert sind. Eine Hilfe für andere Interessierte und Neueinsteiger ist ihr Buch jedoch nicht, dafür enthält es zu wenige Informationen rund um das Thema und vermittelt zu wenig Wissen.


Als nächstes Buch auf der Leseliste:

Udo Gansloßer (Hrsg.) – Hunde aus dem Ausland

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